Plädoyer für thermische Gebäudesanierung

Bauen auf der grünen Wiese hat ausgedient. Denn Bodenversiegelung trägt zur Klimaerhitzung bei, es ist gesundheitsgefährdend. Wir haben in Österreich ein großes Potential an Leerständen, Brachflächen und einen thermisch unzureichenden Gebäudebestand. Dieser Schatz soll gehoben werden. Ein Plädoyer pro thermische Gebäudesanierung und Wiedernutzung.

BusinessArt 3-2023, Cover

Gebaute Strukturen sind sehr langlebig und schwierig zu verändern ähnlich dem Mindset. Noch immer sind wir politisch mental auf Schiene der Ausbauziele der 1940er. Damals galt mehr Fläche für Infrastruktur zu mobilisieren als Zeichen des Wohlstands – darüber bestand gesellschaftlicher Konsens. Womit wir es heute zu tun haben, sind riesige Flächen von brachliegenden Industrie- und Gewerbestandorten. Das Umweltbundesamt schätzt die Anzahl auf 5.000 bis 10.000. Konkreter:

Rund 400 Millionen m² an verbauter Fläche liegen ungenutzt brach.

(Österreich hat eine Fläche von 83.871 km² Fläche. Aufgrund der Alpen stehen nur rund 37 Prozent der Staatsfläche für landwirtschaftliche Nutzung und Siedlungen zur Verfügung.)

Für das Magazin BUSINESSART recherchierte ich zum Thema Bodenversiegelung in Österreich. So führte ich mitunter Interviews mit Scientists for Future, Gaby Krasemann von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und Martin Gerzabeck von der Boku. Stachen mir zuvor schon die großvolumigen ebenerdigen Märkte mit zahlreichen Parkplätzen ungut ins Auge, wurde mein Blick weiter geschärft:

Es geht um Bodenfunktion, Ernährungssicherheit, Widmungskompetenzen, Stellplatzverordnung. Kurz: Es geht um das Dilemma ums Erreichen einer nationalen Bodenstrategie.

Was mich persönlich bewegt, schildert die Internationale Alpenschutzkommission:

Versiegelter Boden kann seine Funktionen nur eingeschränkt oder gar nicht erfüllen: Wasser versickert nicht mehr, der Boden bindet kein CO2 aus der Atmosphäre, immer weniger Nahrungsmittel können produziert werden. Die Folgen: Wärmere Luft, Hochwasser, Überschwemmungen und immer mehr Aufwand für trinkbares Wasser. Oftmals sind die Schäden irreversibel.

Bodenversiegelung verschärft das Hitzeproblem und ist das mit Abstand größte Umweltproblem, das wir in Österreich selbst lösen können, so Umweltschutzorganisationen.

Heute setzen sich viele Menschen für Umwelt- und Bodenschutz ein – denn damit schützen wir nicht das Klima, sondern uns selbst. Thermische Gebäudesanierung, Reuse-Konzepte, technologische Lösungen: Wir können es und haben bereits alles. Nur das gängige Mindset hängt 80 Jahre in der Vergangenheit zurück. Auf dass es rasch aufholt!

Alles Liebe,

Mascha K. Horngacher

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Artikel BUSINESSART, November 2020: Österreich ist fertig gebaut

Österreich verbaut täglich 11,3 Hektar Boden und ist damit Europameister. Flächeninanspruchnahme ist aber eine Disziplin, die unsere Lebensgrundlage gefährdet: Versiegelte Erde kann ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Wir hören einen lauten Ruf nach einer österreichweiten verbindlichen Bodenstrategie. Wo liegt der beste Boden Österreichs? Unter dem Flugfeld des Flughafens Schwechat. Das war die Antwort von Bodenkundler:innen in den 1950er-Jahren. Ihre Warnung vor der ...

Hier geht’s zum Artikel auf BUSINESSART – Wirtschaft mit Weitblick.

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